​Asyl im Glaubenskrieg

10. 11. 2021

Jahrbuch. Ein Vertriebener war er, ein Verbannter: Seit 1873 lebte Bischof Eugène Lachat im Kanton Luzern, zu Beginn in Altishofen. Sein Wegzug vom einstigen Bischofssitz Solothurn erfolgte alles andere als freiwillig. Der konservative Geistliche war in einen Konflikt geraten, einen regelrechten Glaubenskrieg. Und er stand mitten im Zentrum. Die Auseinandersetzung gipfelte darin, dass ihn verschiedene Kantonsregierungen nicht mehr anerkannten, am 29. Januar 1873 setzte ihn die Diözesankonferenz ab. 

Zwei Monate in Altishofen

Am 16. April 1873 sprach Solothurns Polizeidirektor persönlich im Bischofspalais vor und forderte Lachat auf, das Haus zu verlassen. Seine letzte Nacht in Solothurn verbrachte der Ausgewiesene als Gast eines Bürgerrates, am Morgen machte er sich auf in Richtung Zentralschweiz. Hier lebte er bis Mitte Juni in Altishofen, der dortige Pfarrer Philipp Jakob Meyer gewährte ihm Asyl. Zwei Monate lang war das Pfyfferdorf temporärer Bischofssitz. Dann zog Lachat weiter nach Kriens.

Nachzulesen in der neuen «Heimatkunde»

Die Geschichte des vertriebenen Bischofs ist eine von vielen in der neuen «Heimatkunde des Wiggertals». Die Ausgabe 2022 des seit 1937 erscheinenden Jahrbuchs liegt dieser Tage in den Briefkästen der Abonnentinnen und Abonnenten und im Handel auf. 

David Koller ist Mitglied des Kernteams der «Heimatkunde». Zusammen mit seinem Redaktionskollegen Hansjörg Gassmann hat er das Schicksal von Eugène Lachat aufgearbeitet, diesem aus dem Amt gejagtem Konservativen. Im Fokus lag der Aufenthalt in Altishofen – jenem Ort, an dem Schreiber Koller seinerzeit seine berufliche Karriere lancierte, als Lehrling der Gemeindeverwaltung. Unwissend, dass in unmittelbarer Nähe einst ein Bischof gewohnt hatte. Als Opfer eines Glaubenskrieges, den er selber ausgelöst hatte.