Das Spiel wiederholt sich

23. 02. 2022

Textsplitter. Was sich derzeit in der Ukraine abspielt, ist eine Schande. Und eine Tragödie. Zumal sich ein abgekartetes Spiel wiederholt – dieses Mal indes dürfte es deutlich brutaler werden. Mit Blick auf die sich überstürzenden Ereignisse hat sich Schreiber Koller einer «Carte Blanche» entsinnt, die er vor ziemlich genau acht Jahren publizierte. Weiland war er noch Teilzeitredaktor beim «Willisauer Bote» und hatte vor Kurzem sein Studium in Osteuropäischer Geschichte abgeschlossen. 

Auch damals waren gerade Olympische Spiele zu Ende gegangen.

Ritalin gegen Grossmachtansprüche

Hundehalter wissen es. Die Floskel «Der will nur spielen» kommt nicht immer an. Es gibt eben beides: Hundefreunde und -hasser. Letztere können es nicht verputzen, wenn Waldi sie beschnüffelt; selbst wenn er dabei noch so freundlich wedelt. Zumal es zweierlei Vierbeiner gibt: Jene, die spielen wollen und jene, die wenig Gutes im Schilde führen. Ähnlich verhält es sich mit Jungs. Die wollen immer spielen. Manchmal mit guten Absichten, manchmal mit schlechten.

Bestes Beispiel ist der kleine Neo-Zar aus Russland – Vladimir Putin. Zuerst dachte die Welt, man könne den Mann von gerade mal 165 Zentimetern mit Spielen ruhigstellen. Olympia als Ritalin gegen Grossmachtansprüche. In der Tat, es funktionierte. Damit alle auf seinen sündhaft teuren Spielplatz kamen, gab er sich richtig nett und entliess gar einige Widerspenstige aus der Haft. Doch wenige Tage nach Sotschi plärrt er wieder. Und wie: Jetzt will er mehr. Gleich eine Halbinsel soll es sein, vielleicht gar ein ganzer Staat. Mit der fadenscheinigen Ausrede, er müsse seine Landsleute beschützen.

Auf der Krim leben etliche Russen, ohne Zweifel. Zudem verbringen dort viele Bewohner aus dem Reich Putins ihre Sommerferien. Doch zählt das? Wo kämen wir hin, wenn etwa Dagmersellen Nebikon annektiert, bloss weil sich im Schwimmbad Stämpfel einige Einwohner einen Sonnenbrand geholt haben? Oder wenn unverhofft irreguläre Truppen aus Egolzwil in Wauwil einmarschieren; mit der Begründung, nur so könne man die Sicherheit seiner am dortigen Bahnhof wartenden Bürger gewährleisten. Und wenn Fischbach unfreundlich Ebersecken eingemeindet? In der Hoffnung, dass 1140 Personen im Kampf gegen das Asylzentrum mehr Macht haben als 720. Oder wenn die Ufhuser hinterrücks Zell überfallen, weil sie ihre Feuerwehr nun doch wieder zurückwollen?

Besitzverhältnisse und Demokratie: Offenbar bekundet Vladimir Putin mit beidem gleich viel Mühe wie Protagonisten von  «Bachelor»-Staffeln mit dem Artikulieren korrekter Sätze oder Francesco Schettino mit dem Manövrieren grosser Schiffe. Doch So läuft das nicht! Auch wenn der Kleine bloss spielen will, Anstand muss sein. Benimmregeln gelten für alle. Das wissen auch Hundebesitzer. Halten sich ihre Vierbeiner nicht daran, müssen sie in einen Erziehungskurs.

Willisauer Bote (WB), 7. März 2014
Foto: Don Fontijn