Mehr ​Mut zum «Mea Culpa»

27. 03. 2021

Krisenkommunikation. Das ist wohl, was man umgangssprachlich «zu Kreuze kriechen» nennt: Die Idee mit der Osterruhe zur Pandemie-Bekämpfung sei ein Fehler gewesen, sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel jüngst, «einzig und allein» ihr Fehler. Denn: «Am Ende trage ich qua Amt für alles die letzte Verantwortung.» Ein solches Schuldeingeständnis ist erstaunlich. Und mutig. Ist es auch klug?

Mehr wert als salbungsvolle Worte

Selbst wenn die Opposition rasch und laut «Rücktritt!» schrie: Ja, was die Kanzlerin tat, war klug. Oder anders ausgedrückt: Es war die bestmögliche Lösung. Wieso? Weil es Ehrlichkeit manifestiert. Es ist eben nicht bloss eine leere Floskel ist, dass alle Fehler machen. Auch die Mächtigen, auch die Besonnenen. Und zu Fehlern darf man stehen; muss man gar. In der Politik genauso wie in der Wirtschaft.

Ob in Deutschland oder der Schweiz: Auf den ersten Blick kann man eine solch verblüffende Ehrlichkeit als Zeichen der Schwäche deuten. Gegner werden versuchen, das auszuschlachten. Doch was gibt es zu verlieren? Dass ein Fehler passiert ist, wird früher oder später ohnehin ans Licht kommen. Selbst wenn man es erst mit salbungsvollen Worten zu vertuschen versucht, oder mit bombastischen Gegenkampagnen. Das haben unzählige geschierte Versuche von Krisenkommunikation gezeigt.

Skandalisierungskurve flacht ab

Auch wenn der Lapsus gravierend ist: mit der Flucht nach vorne erreicht man oftmals mehr. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Getreu diesem Motto lässt sich mit einem Schuldeingeständnis ein Schlussstrich ziehen. Das Ereignis erreicht seinen – zugegebenermassen unangenehmen – Höhepunkt, danach aber flacht die Skandalisierungskurve rasch ab. Der Empörungstross zieht weiter. Langfristig lässt sich so eher Vertrauen zurückgewinnen. Eher, als wenn man sich hinter faulen Ausreden versteckt oder – schlimmer noch! – andere Schuldige sucht.

Diese Philosophie der ehrlichen Worte vertreten wir seit Jahren. Gerne unterstützen wir auch Sie dabei, wenn es darum geht, hinzustehen und mutig zu sein.